Wir sind bestürzt und sehr traurig

Wir sind bestürzt und sehr traurig

Als wir Anfang letzter Woche von einem schweren Motorradunfall zwischen Roßdorf und Ober-Ramstadt hörten, dachte kaum eine von uns, dass die Opfer jemand von „unseren Flüchtlingen“ sein könnten. Doch dann kam die bittere Nachricht: Der tödlich verunglückte Fahrer ist Pietro, die schwerverletzte Frau Elham.

Pietro sowie Elham und ihren Sohn kennen wir seit 2016 bzw. 2017, als sie nach Roßdorf kamen und in die Gemeinschaftsunterkunft Am Zahlwald einzogen. Wir haben sie begleitet beim Deutschlernen, beim Kennenlernen der neuen Kultur, bei der Schulanmeldung, Arbeitssuche, Wohnungssuche und bei unzähligen Behördenkontakten.

Dabei haben wir sehr engagierte, aufgeschlossene, herzliche, mitunter fröhliche Menschen kennengelernt, die sich in Deutschland ein neues Leben aufbauen wollen. Den Iran hatten sie verlassen, weil sie dort als konvertierte Christen in Gefahr waren und keine Zukunft für sich sahen. Hier in Deutschland haben sich Pietro und Elham in ihrer Kirchengemeinde kennengelernt und wurden zur Familie.

Der Zufall hatte die drei nach Roßdorf geführt. Und Roßdorf wurde Schritt für Schritt zur neuen Heimat für  sie: Sie haben Deutsch gelernt, haben beide gearbeitet bzw. sind zur Schule gegangen und  haben Wohnungen gefunden. – Jetzt hat ein furchtbarer Unfall auf dem Weg zum Einkaufen ihr Glück zerstört.

Pietro arbeitete zuletzt bei der Gemeinde Roßdorf, im Schwimmbad und im Bauhof. Im August wollte er im Schwimmbad eine Ausbildung beginnen. Der Ausbildungsvertrag war gerade unterschrieben.

Amir, der seinen Papa verloren hat und dessen Mutter schwer verletzt in der Klinik liegt, geht in Roßdorf zur Schule und hat hier gute Freunde. Mit Zustimmung des Jugendamtes wurde er nun zunächst von der Familie eines Schulfreundes aufgenommen. Man sieht: Die Familie ist angekommen in Roßdorf. Zahlreiche Freund*innen und Unterstützer*innen stehen ihnen zur Seite.

Wir wünschen von Herzen, dass Elham und Amir mit dieser Unterstützung und dank ihrer eigenen Stärke über den schlimmsten Schmerz und Verlust hinweg kommen.
Elham wünschen wir, dass sie rasch und vollständig gesund wird und bald zu ihrem Sohn nach Hause zurückkehren kann.

Mit Pietro haben wir einen wunderbaren Menschen verloren. Sein Lachen wird in unserer Erinnerung weiterleben. Einige von uns haben einen guten Freund verloren.

Im Namen des Asylkreises Roßdorf-Gundernhausen,
Susanne Felger