Falsche Mietflächenangaben – Absicht oder Versehen?

Arbeitskreis Asyl setzt sich für faire Mietenberechnung ein

Eine bezahlbare Wohnung in Roßdorf zu finden – fast hoffnungslos, zumal für Migrant*innen. Das erleben viele Geflüchtete und ihre Unterstützer*innen vom Asylkreis.

Allerdings finden sich mitunter Wohnungsangebote zu unfairen Bedingungen und/oder überteuerten Preisen. Nicht selten werden diese dennoch akzeptiert – Geflüchtete können nicht wählerisch sein.

Umso erfreulicher war es, dass „In den Leppsteinwiesen / Ecke Industriestraße“ fast 100 Wohnungen an Alleinerziehende, Arme und Asylsuchende vermietet wurden. „Das Amt“ übernahm in vielen Fällen die Mietkosten. Im Rahmen unserer ehrenamtlichen Betreuung stießen wir aber immer wieder auf falsche Mietflächenangaben als Basis der Mietenberechnung und damit auf zu hohe Zahlungen seitens des Sozialamtes bzw. des Jobcenters.

Das haben wir den Zuständigen stets mit Ruhe, Geduld und Sorgfalt mitgeteilt. Erst, als das alles nichts brachte, gingen wir an die Öffentlichkeit. So geschehen im Spätsommer, als einer unserer langjährigen Engagierten schließlich mit der Presse sprach.

Schon ein Jahr zuvor hatten wir den Landkreis gebeten, bestimmte Mietverträge zu prüfen, da diese offenbar falsche Quadratmeterangaben enthielten. Mit dem Verkauf der Wohnhäuser „In den Leppsteinwiesen / Industriestraße“, die früher als Gemeinschaftsunterkunft dienten, wurden sowieso neue Mietverträge und neue Vermieterbescheinigungen nötig – eine gute Gelegenheit für das Jobcenter, so unser Argument, einmal genauer hinzusehen und unseren Hinweisen nachzugehen.

Schließlich berichtete das Darmstädter Echo unter dem pointierten Titel „Steuergeld-Abzocke mit Mieten“ am 15.10.2020. Endlich kam Bewegung in die Angelegenheit. Auch HR1 und HR4 griffen das Thema auf.

Der Asylkreis begrüßt ausdrücklich, dass das Landkreis-Jobcenter nun die Wohnungsgrößen bei Neuvermietungen an Arbeitssuchende überprüft, denn viele der überteuerten Mieten wurden aus Steuergeldern bezahlt. (Wichtig wäre nur, dass der Landkreis für Sozialhilfeempfänger*innen Gleiches tut.)

Erfreulich ist auch, dass die neue Hausbesitzerin DCE Reals Estate (Dogan Gülsen) begonnen hat, die Wohnungen zu vermessen und zugesagt hat, die Mietverträge zu korrigieren.

Das wäre auch nur fair, angesichts des stolzen Preises von 9,20 Euro/m² (kalt) für wirklich einfache Wohnverhältnisse – zumal, wenn man weiß, dass Geflüchtete, die ihre Miete selbst erarbeiten, das zumeist für einen Stundenlohn von 9,38 Euro tun. Es gibt also erste Erfolge, worüber wir uns sehr freuen! Wichtig für die Mieter*innen wäre aber auch, dass nun dringende Reparaturen (v.a. an der Heizung) zeitnah erledigt werden, ohne dass dies zu Mieterhöhungen führt.

Insoweit gilt für uns:
Wir bleibt dran. Fortsetzung folgt…

Susanne Felger, Asylkreis Roßdorf-Gundernhausen