Erdbebenhilfe in Nordsyrien: Binnenflüchtlingen helfen!

Erdbebenhilfe in Nordsyrien: Binnenflüchtlingen helfen!

Das Ausmaß der Zerstörungen und die Not der Menschen im Erdbebengebiet in der Türkei und in Nordsyrien machen uns fassungslos. Das ist schwer mit anzusehen. Doch wie können wir helfen, fragen sich viele Menschen. Zwar gibt es zahlreiche Spendenaufrufe, die meisten leisten aber aktuell Hilfe in den schwer zerstörten türkischen Regionen. Nordsyrien wird bisher kaum von humanitärer Hilfe erreicht. Die schwierige Situation nach vielen Jahren mit Krieg und Diktatur führen dazu, dass Nothilfe dort kaum ankommt. Die Erdbebenopfer in Syrien leiden jedoch genauso!

Schon vor dem Erdbeben lebten im von Assad-Gegnern regierten Norden Millionen syrische Binnenflüchtlinge unter erbärmlichen Bedingungen und mit wenig Hoffnung für ihre Zukunft. Jetzt macht die zerstörte Infrastruktur, das Fehlen humanitärer Hilfe und die politische Isolation der Region ihre Lage noch schlimmer.

Was geht uns das an, fragen Sie vielleicht? Zuerst einmal sind es Mitleid und Mitmenschlichkeit, die uns drängen, zu helfen. Aber es geht auch um die Dynamik von Fluchtbewegungen nach Europa: Diejenigen, die in Syrien nicht mehr überleben können, versuchen zu fliehen. Wer kann, geht in den politisch instabilen Libanon, in die Türkei oder macht sich auf den Weg in Richtung EU.

Das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR schreibt: Syrien war im Jahr 2021 mit über 6,8 Mio. weltweit das größte Herkunftsland von Flüchtlingen. Rund 5,1 Mio. Flüchtlinge lebten in den Nachbarländern Türkei, Libanon und Jordanien. Mehr als 6,9 Mio. Menschen waren innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht. In der Europäischen Union hatten bis Ende 2021 mehr als 1,2 Mio. syrische Kriegsflüchtlinge einen Asylantrag gestellt.

Der Landkreis Darmstadt-Dieburg baut gerade eine neue Gemeinschaftsunterkunft am Zahlwald. Weitere neue Gemeinschaftsunterkünfte sind im Landkreis geplant. Derzeit werden dem Landkreis pro Woche 48 Geflüchtete zugewiesen, die er unterbringen muss. Syrische Bürgerkriegsflüchtlinge stellten Ende Januar 2023 – nach Afghanistan, Türkei und Ukraine – mit 453 Personen unter den Geflüchteten die viertgrößte Gruppe im Landkreis.

Noch einmal daher die Frage: Wie können wir den Menschen in Nordsyrien helfen? Wir haben recherchiert und möchten Sie auf zwei in der Region gut verankerte Hilfsorganisationen aufmerksam machen, die in Nordsyrien nicht nur Nothilfe, sondern vor allem Aufbauarbeit leisten. Beide Organisationen sind bei uns aber weniger bekannt:

Das „Molham Volunteering Team“ ist eine in Deutschland, Jordanien, Schweden, Norwegen, Kanada und in der Türkei registrierte Non-Profit Organisation, die 2012 von einer Gruppe syrischer Studierender gegründet wurde. Ihr Ziel ist es, den Binnenvertriebenen in Syrien und syrischen Geflüchteten in den Camps der Nachbarländer (Libanon, Türkei etc.) direkte Hilfe zu leisten. Mehr Infos zu Projekten, Nothilfe und Spendenaufrufe unter: https://molhamteam.com/de/

Adopt a Revolution“ ist eine deutsch-syrische Solidaritäts- & Menschenrechtsorganisation, die sich im Kontext des friedlichen Aufstands 2011 in Syrien und angesichts der zunehmend brutalen Verfolgung gegründet hat. Sie unterstützt v.a. zivilgesellschaftliche Akteur*innen, die sich für eine demokratische und pluralistische syrische Gesellschaft sowie für Gerechtigkeit und ein friedliches Leben in Freiheit und Würde einsetzen. Mehr Infos zu ihren Projekten, Nothilfe und Spendenaufrufe unter: https://adoptrevolution.org/

Wir freuen uns, wenn wir Sie neugierig machen konnten und Sie sich über die Arbeit dieser Organisationen informieren.

Susanne Felger, Asylkreis RoßdorfGundernhausen