DIE WEISSEN KOMMEN. Ein Theaterstück über Afrika. Über uns.

DIE WEISSEN KOMMEN. Ein Theaterstück über Afrika. Über uns.

Gastspiel der Berliner Compagnie

Im fast voll besetzten Sonnensaal begrüßte Johannes Borgetto vom örtlichen AK Asyl am letzten Dienstag die zahlreichen Gäste aus Roßdorf, Gundernhausen und Darmstadt. Zusammen mit dem Koordinationskreis Asyl Darmstadt hatte der AK Asyl die renommierte Berliner Compagnie für ein Gastspiel nach Roßdorf in den Sonnensaal geholt.

Möglich wurde das Gastspiel durch das Engagement der Ehrenamtlichen und die Unterstützung durch die Sponsoren Haftpflichtkasse Darmstadt, ENTEGA, EnviroChemie, Sparkasse Darmstadt und den Kreisausländerbeirat. Die Gemeinde Roßdorf stellte den Sonnensaal kostenlos zur Verfügung.

In Vertretung der Bürgermeisterin richtete der 1. Beigeordnete Karl-Heinz Rück ein Grußwort an die Anwesenden und überreichte an Jutta Quaiser sowohl eine kleine Zuwendung für den Asylkreis als auch den Schlüssel für den Asylkreisraum an der neuen Gemeinschaftsunterkunft.

Zum Theaterstück: Die Not ist groß in Afrika. Das merken wir in Deutschland nicht erst, seit immer mehr afrikanische Flüchtlinge zu uns kommen. Doch wo liegen die Ursachen?Wer sich darüber Gedanken macht, denkt zuerst an schlechte Regierungsführungen in Afrika oder an Fehler bei der Entwicklungshilfe. Doch ist das alles? Was haben die fehlenden Perspektiven in Afrika mit uns zu tun?

„Investieren Sie in Afrika! Kaufen Sie Aktien/Fonds von Banken und Konzerne, die sind in Afrika engagieren!“, derart umworben gerieten die Theaterbesucher rasch hinein in den Wirbel global-afrikanischer Beziehungen.

Dabei konfrontiert die Berliner Compagnie die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem kritischen Blick auf die Geschichte und Gegenwart: Wie funktionieren Kolonialismus und Unterdrückung damals und heute? Wer profitiert davon? Wer zahlt die Zeche? Wer hat die Macht? Aber auch: Wie gelingt Widerstand?

Die vier Schauspielerinnen und Schauspieler unternahmen mit dem Publikum einen rasanten Ritt: von der Kolonialgeschichte über die schwarzen Befreiungskämpfe bis in die Gegenwart.

Eingebettet waren die packenden Szenen in eine Art Computerspiel, in dem ein allmächtiger „gamemaster“ das Einhalten der Regeln überwacht. Nur Spieler, die den Wettlauf um den ganz großen Gewinn ohne Skrupel vorantrieben, erreichten das nächste Spielniveau. Wer versagte, war Ruck Zuck degradiert und musste als Schwarzer weiterspielen. Diese pfiffige Rahmenhandlung und das ausdrucksstarke Spiel der Compagnie ermöglichte facettenreiche Einblicke und viele Perspektivenwechsel.

Es wäre nicht politisches Theater vom Feinsten und nicht die Berliner Compagnie, würde es am Ende nicht doch gelingen, die wahren Profiteure und ihre Vernebelungspraktiken zu entlarven. Die Spieler/innen auf der Bühne jedenfalls konnten sich aus dem unmenschlichen Spiel befreien!

Die Theaterbesucher/innen gingen, nach anhaltendem Applaus, eher nachdenklich nach Hause. Zu hören war Anerkennung dafür, dass es solch ein politisches Theater heute noch gibt und dass es in Roßdorf so breite Resonanz fand.

Susanne Felger, AK Asyl Roßdorf-Gundernhausen