Begeistert erzählt Matthäus (11), der Junge aus Teheran, von seiner „Schatzsuche“ bei den Ferienspielen: „Das war spannend und da waren ganz viele Kinder. Und der Schatz war gefüllt mit Bonbons!“ Er strahlt und hat diesen unbeschwerten Ferientag sehr genossen! So schön kann Kindheit sein.
Aber Matthäus erzählt auch anderes: von der Religionspolizei im Iran, die eingriff, wenn die Kleider seiner Mutter Arme und Haar nicht ganz bedeckten; vom chaotischen Straßenverkehr der iranischen Millionenstadt und der extrem schlechten Luft dort. „Da kann man schwer atmen und wird schnell müde“, erklärt er. „Und dort sollen alle Menschen Muslime sein, auch wenn sie nicht wollen.“ Seine Mutter durfte dort Vieles nicht tun. „Die Männer bestimmen dort“, sagt der 11-Jährige ernst.
Was hier anders ist und ob es etwas gibt, das er an Roßdorf besonders mag, frage ich. Ohne zögern sagt er: „Hier fahren Mama, Papa und ich zusammen mit dem Fahrrad zum See und können Schwimmen. Das geht im Iran nicht. Mama darf nicht Radfahren und nicht mit Männern Schwimmen gehen.“
Matthäus großes Glück ist die Familie. Er geht gerne in die Schule; dort trifft er Freunde. Und er spielt bei der SKG gerne Fußball – hier hat er keine Angst vor dem Trainer. Aber er vermisst andere Kinder, dort wo er wohnt.
Er lebt mit seinen Mutter Elham (34) und mit Pietro (35) in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge am Zahlwald. Das ist nicht schön für ein Kind: wenig Privatheit, kein richtiges Zuhause. Manchmal fühlt sich die Familie unsicher in der großen Unterkunft. Dort leben viele sehr unterschiedliche Menschen eng zusammenleben und teilen Küche, Bad und WC.
Seine Familie bewohnt dort drei Zimmer. Die Türen der Container gehen immer auf den Hauptflur raus. Im Sommer ist es sehr warm, im Winter kalt. Die Container-Bauweise ist schlicht und nach nur zwei Jahren Nutzung renovierungsbedürftig.
Matthäus und seine Familie sind Christen aus dem Iran und anerkannte Flüchtlinge. In Roßdorf fühlen sie sich wohl und haben Freunde gefunden.