Hier ist meine neue Heimat: Elsas Geschichte

Hier ist meine neue Heimat: Elsas Geschichte

„Hier leben meine Kinder. Deutschland ist ein gutes, sicheres Land. Roßdorf ist meine neue Heimat“, sagt Elsa (46) auf Englisch. Ihre Eltern und Brüder sind fast alle tot. Ihr Mann wird seit einem Jahr vermisst. Ob er noch lebt, weiß die Familie nicht.

Elsa und ihr Ehemann stammen aus Äthiopien. Sie heiratete mit 17 Jahren und verließ bald danach ihre Heimat in Richtung Südafrika. Ihr Mann war politisch und in der christlich-aramäischen Kirche als Prediger engagiert. Er wurde bedroht und floh mit seiner jungen Frau nach Südafrika. Dort kamen vier Kinder zur Welt.

Obwohl auch Elsas Brüder in Südafrika lebten, kam die Familie nicht zur Ruhe. Das Leben dort war gefährlich und von Gewalt geprägt. Elsas älterer Bruder wurde bei einem Raubüberfall in seinem Geschäft getötet. Ein weiterer Bruder hat diese Bluttat nicht verkraftet.

Als Elsas älteren Töchter heranwuchsen, wurde die Familie unter Druck gesetzt, sie sehr jung zu verheiraten, erzählt Elsa. Im Jahr 2023 flohen die drei ältesten Kinder, zwei Mädchen (20, 17) und ein Sohn (22) ohne Eltern nach Deutschland. Vor einem Jahr kam Elsa mit der jüngsten Tochter (7) nach.

Der Vater brachte sie nach Deutschland und flog zurück. Seither gilt er als als vermisst. Niemand weiß, ob er noch lebt. Das letzte Lebenszeichen von ihm ist ein blutüberstömtes Foto.

Heute leben Elsa, die kleine Misho und die mittlere Tochter Maeve in einer Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises in der Thüringer Straße in Roßdorf. Sie bewohnen zusammen ein Zimmer von 10 qm – Privatsphäre und wenig Platz, um zur Ruhe zu kommen und zu lernen.

Deshalb suchen die drei dringend eine kleine Wohnung in Roßdorf; bis 76 qm sind möglich. Das Jobcenter übernimmt die Miete.

Misho* (7) geht in die Rehbergschule und hat dort Freunde gefunden. Sie liebt Basteln, Spiele und Seilspringen. Maeve (17) ist musikbegeistert. Sie singt sehr gut und hat von ihrem älteren Bruder, dem Musiktalent der Familie, Piano gelernt.

Elsa (46) will nun nachholen, was sie versäumt hat. Sie will lernen. Als jüngstes Kind und einziges Mädchen ihrer Eltern durfte sie kaum die Schule besuchen und musste im Haushalt helfen. Dank der vielen Jahre in Südafrika spricht sie aber gut Englisch.

Heute lernt Elsa dreimal pro Woche im Basis-Deutsch­kurs des Asylkreises unsere Sprache und die lateinische Schrift. Er wird ehrenamtlich von erfahrenen Lehrerinnen angeboten.

Elsas Sohn arbeitet bereits und verdient sein eigenes Geld, ihre älteste Tochter macht eine Krankenpflege-Ausbildung. Beide wohnen nicht mehr zuhause.

Die Familie ist glücklich in Deutschland, sagen die Kinder und Mutter. „Alles ist gut hier und sicher. Nur suchen wir dringend eine Wohnung für uns drei“, sagt Elsa. Ihre aktuelle Wohnsituation sei sehr belastend und mache sie krank.

Wer Elsa, Maeve und der kleinen Misho helfen kann, eine kleine Wohnung zu finden oder einen Hinweis auf freien Wohnraum geben kann, melde sich bitte bei uns!

[* Um die Familie zu schützen, nutzen wir keine Echtnamen.]

Auch wer Geflüchtete, darunter viele Kinder und junge Leute, bei Kontakten mit Behörden, beim Lernen für Schule oder Ausbildung oder beim Deutschlernen unterstützen will, ist herzlich willkommen!
Kontakt: asyl-rossdorf@t-online.de

www.asylkreis-rossdorf.de

S. Felger, Asylkreis Roßdorf-Gundernhausen